Speyer. Im wundervollen historischen Ratssaal in der Maximilianstraße wurde es am 26. November kriminell, denn die Schriftstellervereinigung Syndikat lud zu einem ganz besonderen Treffen ein. Es war der „1. Krimitag Speyer“ mit einer Benefizlesung zu Gunsten des Weißen Rings. Veranstalter war die Speyerer Buchhandlung Fröhlich, die gleich drei renommierte Krimiautoren „aus dem Ärmel zog“ mit Til Petersen aka Klaus Maria Dechant, Uwe Ittensohn und Daniel Wolf aka Christoph Lode. Musikalisch begleitet wurde das Ganze von Katharina Palatina aka Monika Brauer, die mit ihren beiden Saxophonen das Publikum verzauberte. Die Wahl fiel auf sie, da auch sie eng mit der Polizei verbunden ist als ehemalige Beamtin der Polizeiverwaltung.
Die charmante Christiane Ittensohn hatte sich heute im Foyer für die Getränke zur Verfügung gestellt. Neben dem Bücherstand der Buchhandlung Fröhlich mit dem Ehepaar Grünewald und Mitarbeiterin Schweikert gab es natürlich auch einen Infostand der Außenstelle Rhein-Pfalz des Weißen Ring e.V. mit vier engagierten ehrenamtlichen Ansprechpartnern und jede Menge Informationen und Hilfen zu psychischen Belastungen von Kriminalitätsopfern. Gleich neben dem Eingang hatten sich als Beratungsteam zu Enkeltrick und Einbrüche die Kommissare postiert, Polizeihauptkommissar Johannes Barra, Erster Polizeihauptkommissar Udo Linden und Polizeirat Florian Baum.
Die Begrüßung der zahlreichen Gäste erfolgte durch Heike Grünewald, die die einzelnen Autoren und die Musikerin vorstellte. Der Leiter der Polizeiinspektion Speyer Polizeirat Florian Baum führte das Publikum in den Abend mit den Worten „Was wir heute erleben ist die hohe Kunst, Krimis zu schreiben und zu erzählen“ ein. Es ist nicht nur das Gute und Böse, sondern es soll auch authentisch rüberkommen. In der TV-Landschaft ist das alles sehr konstruiert. Diese Autoren recherchieren und bereiten es auf.“ Bei dem Motto „Jetzt wird’s kriminell!“ habe er erst einmal schlucken müssen, meinte er frotzelnd.
Zum Intro „Der rosarote Panther“ zeigte Monika Brauer ihr musikalisches Können, das auch Uwe Ittensohn anschließend lobte. Sie habe 42 Jahre im Polizeipräsidium Ludwigshafen gearbeitet und sie sei nicht nur eine tolle Musikerin, sondern auch authentisch. Er stellte den ersten Autor Klaus Maria Dechant vor und zählte seine ganze Reihe von Werdegängen auf, ein Universaltalent. Dieser zeigte gleich einmal auf seinen „Verkaufssarg“ (siehe Foto) ohne den er nirgendwo hingehe. Der gebürtige Mannheimer ist Kommunikationsvorstand beim Syndikat e.V. und seine ganze Attitude verriet den Journalisten und Radiosprecher. Seit 2023 veröffentlicht er unter dem Pseudonym Til Petersen Krimi- und Gesellschaftssatiren. Er verwies gleich einmal auf die „CRIMINALE“ (das größte deutsche Krimi-Treffen in der Stadt der Spargelstecher) in Schwetzingen vom 9.-12. April 2025, das großartig werden würde. Er las aus seinem letzten Buch „Fahr nicht fort, stirb am Ort!“, worin es um einen Bestattungsunternehmer geht. Die Geschäfte von Bestatter Hermann Thaddäus König laufen schlecht. Als er seinem väterlichen Freund Manfred in einem Akt der Freundschaft beim Übergang ins Jenseits und damit sich selbst aus der Bredouille hilft, bleibt das nicht ohne Folgen. Es führt Hermann Thaddäus (vorerst) heraus aus der Pleite, die Jugendliebe Emma in Hermanns Bett und manchen Bewohner von Ingelrein in Königs schwarzes Firmenauto. Seine Lesung war sehr flüssig und pointiert und lockte mehrmals Publikumslacher hervor, so auch der Vorschlag, man könne sich die Asche der Verstorbenen auch als Tattoo stechen lassen. Wer im Publikum habe noch eine ganz normale Kaffeemaschine, also keinen Vollautomaten? Wenige, aber es gibt sie noch und dann erinnere man sich an dieses röchelnde Geräusch am Ende, wenn der letzte Tropfen Wasser hindurchlaufe. Bei dieser Vorstellung und den Geräuschen von „Darth Vader“ hatte man dann Kopfkino und alle lachten.
Nach einem Musikvortrag und der Vorstellung mit dem Werdegang von Uwe Ittensohn durch Klaus Maria Dechant nahm der Lokalmatador Platz. Er wolle ein Kapitel aus seinem letzten Roman „Letzte Lese“ lesen, das auch in Speyer spiele und nicht in Nußdorf, wo sich sonst alles ereigne. In gewohnter Weise (ich verfolge Ittensohn seit seinem ersten Buch) las er nicht nur, sondern spielte die Szenen aus ganzem Herzen und des Pfälzer Dialektes mächtig. Diese Szenen zeichneten sich durch ein politisches und regionales Wechselspiel aus und gingen ins Possenhafte über. Ein Winzer wird übel zugerichtet unter seinem Traubenvollernter gefunden. Nur eine Woche später wird im selben Dorf ein Polizist überfahren. Eine Demonstration von Nußdorf nach Speyer sollte mit einer angekündigten Randale begleitet sein, ein „Aufmarsch“. Auch die Speyerer Bürgermeisterin Monika Kaps als Anika Raps bekam anscheinend eine Rolle in der Szene, und stellte sich in vorderster Front den Hooligans entgegen. Es folgte eine Pause.
Auch Polizeihauptkommissar Johannes Barra hatte einen Part als Referent über den kleinen Unterschied von fiktionalen und realen Verbrechen mit „Verbrechen und Prävention“. Es ging um Einbrüche, die er sehr unterhaltsam und ohne abzulesen dem Publikum vor Augen hielt. Er wolle mit einer Mähr zum Thema Einbruch aufräumen „Zum Glück war ich nicht zuhause!“ Was hätte passieren können? Der Täter kam ja nicht, um die Person kennenzulernen. Lacher im Publikum. Nicht zum Lachen ist, dass wir in Deutschland alle 5 Minuten einen Einbruch vermelden müssen. Deshalb sei es wichtig, den Einstieg, sprich Türen und Fenster so abzusichern, dass er zumindest erschwert wird. Täter möchten immer ganz schnell im Objekt der Begierde sein, sprich innerhalb einer Minute. Sie gehen nur auf Bargeld und Schmuck aus, große und schwere Gegenstände sind save. Sein Ratschlag „Hegen und pflegen Sie gute Nachbarschaft!“ und mit „Bleiben Sie sicher!“ verabschiedete er sich.
Klaus Maria Dechant kündigte seinen in Speyer lebenden Autorenkollegen Christoph Lode als „Meister des Historienromans“ an. Er las aus dem 24 Weihnachtskrimis umfassenden Buch von Rügen bis Arosa „Teelicht, Tatort, Tannenduft“. Seit 2009 arbeite er als freischaffender Autor (1 Million Bücher verkauft) und hat sogar den Sprung in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. Er las aus der Anthologie den Krimi „Der dreifache Perkeo“, der in Heidelberg spielte. Er habe alle Fakten korrekt durchleuchtet und freute sich, dass er bei einem so schönen Anliegen mitwirken durfte. Die Messlatte liege sehr hoch! Es ging um einen toten „Zwerg“, einem 1,30 Meter kleinwüchsigen Mann, dessen Tod die als „Kaltfrost und Fallbeil“ bekannte Kommissarin Sophia und ihr Kollege Alex, auch als Nerd von Heidelberg bekannt, aufklären sollten. Er ging der Frage auf den Grund, wer der Heidelberger Perkeo war und stellte Parallelen zum Toten fest. Der Tote hieß Holger Jülich, war ein Schandmaul und wollte die Schauspielrolle als Perkeo. Christoph Lode hielt plötzlich inne und ließ das Publikum raten, wer wohl der Mörder war.
Zum Schluss erfolgte die Scheckübergabe von Uwe Ittensohn an Karl Metzdorf als Vertreter vom Weißen Ring e.V., der noch ein paar Worte zu dieser Institution ans Publikum richtete. Zur Spendensumme von über 2.000 Euro waren als Unterstützer neben den Mitwirkenden, die auf jegliches Honorar verzichteten, maßgeblich die Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz e.G., die Stadt Speyer und Buchhandlung Fröhlich beteiligt. Herr Metzdorf bedankte sich als ehemaliger Polizist und somit schloss sich der Kreis. Der Weiße Ring e.V. ist die größte Opferschutzorganisation von Kriminalfällen in Deutschland und ist auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
Die Abschlussmoderation kam von Christoph Lode, der zum gemütlichen Teil einlud mit Signierstunde und Ausschank mit den Abschlussworten „Die Autoren lassen sich nun gerne von Ihnen „vernehmen!“ (mel)
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